Auch wenn es mir schwierig erscheint, Worte für all die Dinge zu finden, entstand spontan etwas Geschriebenes aus yogischer und persönlicher Sicht. Vielleicht kann es etwas Licht spenden.

Besonders aufmerksam und liebevoll mit meinem Innen zu sein, hilft mir persönlich zurzeit. Jeder geht individuell mit der Situation um. Eine Freundin ging innerhalb von drei Tagen auf fünf Demos und packt Spenden. Eine andere Freundin schaute ganze Tage Nachrichten im Fernsehen, um das Gefühl zu bekommen, dass sie versteht, was vor sich geht. Ein anderer schaut alle paar Tage kurz ins Telefon, um Nachrichten zu lesen und wird still. Und manche gehen in einen Selbstschutz, indem sie sich bewusst mit anderen Dingen ablenken oder sich zurückziehen. Wieder andere werden laut. Egal wie jede/r den (hoffentlich) gesunden persönlichen Umgang damit findet – es ist okay. Wir sind verletzliche Wesen hier und davon entfernt, für irgendetwas hier die Patentlösung zu haben oder zu wissen, wie es „richtig“ geht. Es liegt in unserer eigenen Selbstwirksamkeit, wie ich mir selbst in dem Ganzen begegne und mich einsammel, wo ich stehe und nicht wo ich gern wäre. Sich in gegenseitigem Respekt und Mitgefühl darüber auszutauschen hilft auch.

Früher habe ich im Anbetracht der Dinge, die auf der ganzen Welt geschehen, Depressionen entwickelt und ich wollte immer etwas retten da draußen. Inzwischen habe ich jedoch für mich erkannt und erfahren, dass die wahre Macht in unserem klaren, kraftvollen und friedvollen Inneren liegt, welches dann im Außen wirken kann und automatisch wirken wird. Wie Innen, so auch Außen, im Kleinen, wie im Großen. Es beginnt alles in uns selbst und solange Krieg im Innen herrscht, herrscht er auch da draußen.

Also kann unsere Aufgabe sein wahrzunehmen, wo ich noch verurteilend oder abwertend auf mich selbst oder auf andere zeige. Nicht im Sinne von darüber dann auch in eine Beurteilung zu gehen. Es einfach wahrzunehmen reicht. Ah ja ok, da ist ein abwertender Gedanke. Ich nehme ihn wahr und messe ihm keine Bedeutung zu. Oder ich spüre Unfrieden in mir, bin angespannt oder gereizt. Ok, ich spüre gerade Unfrieden in mir. Das ist in Ordnung, ich bin damit im Frieden. Das Zitat von Thich Nhat Hanh The meditator breathes in and says „Hello my fear, my anger, my despair. I will take good care of you.“ passt dazu. Ohne Anspruch, dass dieser Weg immer funktioniert oder der angemessene ist.

Ein anderer Aspekt, der mir hilft, ist ein Vertrauen und ein Loslassen dahin, dass sich unsere Spezies nicht weiterhin selbst zerstört, sondern das sich alles zum Guten entwickeln wird. Das ist natürlich nicht unbedingt in die Wiege gelegt und ein Urvertrauen entwickelt man je nach persönlicher Geschichte nicht immer nebenbei. Da braucht es das Wissen und die Erfahrung, dass wir trotz aller Dunkelheit, die manchmal herrscht, am Ende doch von Liebe und Licht getragen und behütet werden. Gleichzeitig wissen wir natürlich auch nicht wohin es sich entwickelt. Uns bleibt nur das Vertrauen und der Glaube – woran, ist individuell.

Ich habe einen erschütterlichen Glauben an das Gute. Das soll heißen, ich fühle mich schockiert – erschüttert, traurig und verliere regelmäßig den Glauben an die Menschheit. Und doch finde ich immer wieder zurück in etwas Größeres und Ganzes, dem das alles hier unterliegt. Das ist mein persönliches Fundament, auf dem ich stehen kann und was mich immer wieder weitermachen lässt. Für andere kann es etwas anderes sein. Unsere persönlichen Kraftquellen anzuzapfen oder zu finden scheint wichtiger denn je.

Das alles jedoch Menschen zu sagen, die gerade ihre Liebsten im Krieg verlieren, Menschen, die akut betroffen sind, weil sie kämpfen oder versuchen, Angehörige und Freude bei einer Flucht aus Krisengebieten zu helfen, ist in den meisten Fällen unangemessen. Da wird einfach nur das Mitgefühl, die Betroffenheit und der Schmerz groß. Mein Mitgefühl ist bei allen, die durch diesen Krieg Verletzung, Verlust, Trauma und Hilflosigkeit erfahren. Meine Hoffnung liegt in der Heilung.