Om an alle, die dies lesen. (Lesedauer ca. 10 Min.)
Dieser Brief ist ein Versuch, Yoga Vidya Impulse in der aktuellen Situation zu schenken. Ihr habt dazu aufgerufen, seriöse Vorschläge und Ideen zu teilen, die in dieser Notsituation zielführend sein können. Ich weiß nicht, ob dieser offene Brief dabei helfen kann. Alles beruht dabei sicherlich auf meinen persönlichen Erfahrungen und die Zeilen sind durch mein persönliches Empfinden gefärbt, welches ich normalerweise weniger gern öffentlich mitteile. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass das Teilen vielleicht für eine kollektive Ebene wichtig sein könnte und ich für manche Individuen mitsprechen kann, die ähnlich empfinden oder erleben. Am Ende des Briefes teile ich eine Idee, von der ich nicht weiß, ob sie seriös oder eher unkonventionell ist.

Yoga Vidya liegt mir am Herzen, denn ich habe durch Ausbildungen und Karmayogazeit in all euren Häusern und im Kölner Center viele Jahre wertvolle Erfahrungen sammeln können. Ich bin voller Dankbarkeit dafür und wünsche mir sehr, dass Yoga Vidya immer weiterwachsen wird. Auch wenn ich mich von einigen Dingen schon immer abgegrenzt habe, da sie weniger „meins“ waren, hatte ich häufiger den starken Wunsch, Sevaka zu werden. Es gab jedoch einen besonders starken Grund, aus dem heraus ich mich nie dafür entscheiden konnte. Ich wollte bereits häufiger deswegen Kontakt mit euch aufnehmen, habe die Zeit, Energie und Wichtigkeit aber nie aufgebracht. Dieser eine Grund könnte auch ein wichtiger Zusammenhang zu der aktuellen Situation bei euch sein. Ich möchte mit diesem Brief mein bestmögliches Tun, um zum Erhalt von Yoga Vidya beizutragen.

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Auf der weltlichen Ebene kann ich nicht mit juristischem Fachwissen glänzen, jedoch sind beim Lesen von dem „Yoga Vidya Statement zum Urteil des BAG Erfurt“ Dinge in mir hochgekommen, um diese Sachlage aus spiritueller und ganz menschlicher Perspektive zu betrachten.

Auf menschlicher/persönlicher Ebene kann ich natürlich vor allem die Angst, Verwirrung und Bedrohung von allen Menschen nachempfinden, denen Yoga Vidya ein festes Zuhause ist. Ich wünsche, dass alle Betroffenen von viel Kraft und Vertrauen begleitet sein mögen und sich alles zum Guten wenden wird.

Ich denke, die innere Haltung von Kraft – „Herausforderung angenommen“ im Sinne von – „wie können wir daran wachsen?“ könnte nun sehr wichtig sein, damit Yoga Vidya nicht in eine Opferrolle verfällt. Wir alle kennen diesen Wechsel von unangenehmen und angenehmen Situationen jeden Tag aus unserem Leben, mal im Großen, mal im Kleinen. Für Yoga Vidya nun im Großen. Dieser Wechsel wird für uns alle in einem menschlichen Leben niemals aufhören und deshalb bleibt uns nur die Handlungsfreiheit, wie wir darauf reagieren. Wie kann Yoga Vidya nun im Großen gesund darauf reagieren?

Ich verstehe euer Statement. Gleichzeitig möchte ich teilen, dass es für mein Empfinden als nicht direkt persönlich Betroffene auch einen anderen Blick zulässt.

Wenn man das Statement liest, könnte man etwas überspitzt gesagt daraus schließen: Die zwei bösen Menschen, die Yoga Vidya zerstören wollen, sind schuld, dass wir nun in dieser Situation sind. Eine Opferrolle ist sehr menschlich, weltlich und verständlich. Und auch kann ich das Urteil absolut nicht nachvollziehen, welches aufgrund der Offenheit für die Vielfalt der Religionen bei Yoga Vidya getroffen wurde. Das ist sehr traurig und soll ein anderer Teil der Geschichte sein, in der es hoffentlich den Wind der Veränderung geben wird.

Euer Text klingt also sehr menschlich, (und weniger Yoga Vidya spirituell) im Sinne von eurer Angst, dass diese Situation Yoga Vidya zerstören kann. Was vollkommen in Ordnung ist.

Dennoch, um auch die spirituelle Ebene zu sehen: Es kommt eben alles zu uns zurück. Ohne diese erhobene Zeigefinger-Karma-Religiösität gemeint: Gewisse Dinge bedingen sich einfach. Auf einer tiefen Erfahrungsebene durfte ich sehen und erkennen, wie wir hier auch immer auf der anderen Seite stehen oder gestanden haben. Dass die Grenzen von Täter und Opfer im Wechsel auf der menschlichen Erfahrungsebene stattfinden, vielleicht solange bis wir es erkennen können und alles erfahren haben.

Wo ist die Bereitschaft, auch euren Anteil des Ganzen anzunehmen und zu betrachten?

Ich frage mich auch, wo die spirituelle und menschliche Sicht auf diese zwei Frauen ist. Was hat sie dazu veranlasst diese Schritte zu gehen? Da ich die beiden nicht kenne, weiß ich es nicht. Vielleicht haben sie wirklich „böses“ im Sinn. Karmisch komplett „Mist bauen“ im Sinne von „im vollen Bewusstsein ausschließlich jmd. schaden zu wollen“. Wenn jmd. lange bei Yoga Vidya war, erscheint mir diese Intention recht unwahrscheinlich, aber natürlich möglich.

Die andere Seite wäre, dass sie sich vielleicht vollkommen leer und ausgebeutet fühlen. Sollte es so sein, sei der Weg, den sie nun deshalb eingeschlagen haben, natürlich auch dahingestellt. Denn sie könnten nun den Menschen schaden, für die Yoga Vidya als Weg vollkommen gut funktioniert, die mit den Arbeitsbedingungen in ihrem Feld gut zurechtkommen und die nun um ihre Existenz fürchten und deren Zuhause bedroht wird. Dennoch könnte es auch ein wichtiger und richtiger Vorfall sein, an dem am Ende alle gewachsen sind. Ich glaube nur, dafür braucht es eben die Bereitschaft, auch euren Anteil des Ganzen anzunehmen und zu betrachten. Vielleicht gibt es Dinge, die bisher nie nötig waren zu betrachten. Wo kein Kläger, da kein Richter.

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Vielleicht könnte Offenheit nun eine Medizin sein.

Die Offenheit und Bereitschaft, den Schattenthemen von Yoga Vidya etwas Licht zu schenken.

Oder – nun etwas provokativ nachgefragt – geht Yoga Vidya davon aus, dass es diese Schatten nicht gibt oder nicht geben darf? Oder mit genügend Licht und Liebe, Pujas und Satangs, zu denen nur ein Bruchteil der Sevakas gehen, wirds schon klappen? Schatten, wie es sie überall in uns – also auch in jedem Verein – und in der Welt gibt. Auch das wäre in meinem Empfinden nun die nötige spirituelle Arbeit. Auch wenn ich leider häufig den Eindruck bekam, dass es bei Yoga Vidya ausschließlich darum geht, Licht und Liebe zu kreieren, indem man die Schatten überdeckt, anstatt ihnen Licht zu geben. Das ist für mich keine spirituelle Arbeit, sondern spirituelles Bypassing oder die schlichte Negierung von dem, was wirklich ist. Es ist nicht meine Absicht, jemanden mit diesen provokativen Worten zu verletzen. Sollte das dennoch der Fall sein, tut es mir aufrichtig leid. Manchmal sind die unbequemen Kali- und Shiva-Energien für uns Menschen notwendig. Um aufzurütteln, damit alte Strukturen sich lockern und lösen können und es neue Erde für frische Keime geben kann.

Wohin möchte Yoga Vidya wachsen?

Ich möchte folgend auf die Schatten eingehen, die ich durch meine Aufenthalte aus meiner Perspektive sehen kann.

Ja, die zwei Frauen haben zugestimmt ihre Lebensenergie an den Seva-Dienst, verpflichtend mit demokratischen Grundsätzen, zu geben. Mag aus spiritueller Sicht tippitoppi sein. Die Erleuchtung zum Greifen nah. Aus menschlicher Sicht aber vielleicht gar nicht so leicht umzusetzen, wie man es sich wünscht?!

In den Medienartikeln ist von einer Frau zu lesen, die scheinbar frustriert war, dass aufgrund von 42 Arbeitsstunden pro Woche weniger spirituelle Entwicklung stattfand, als sie dachte. Es sei mehr um wirtschaftliche, sehr weltliche Produktivität gegangen.

Klar, ist diese Produktivität auch nötig in unserer materiellen Welt. Nur wird bei Yoga Vidya eben ausschließlich spirituell „geworben“ und wohl weniger mit weltlichen, menschlichen Themen. Daraus entsteht meiner Meinung nach eine Disbalance und schlichtweg eine Täuschung, die zu Illusionen führen muss und zu anschließender Ent-täuschung. Dann ist die Frage, wie jedes Individuum nun mit dem Ende der Täuschung umgeht. Ich weiß nicht, inwieweit die Frau dadurch Verletzungen erlitten hat. Ich weiß nicht, inwieweit sie während ihrer Tätigkeit auf ihre Unzufriedenheit und evtl. Veränderungswünsche hingewiesen hat und wie da die Geschichte ist. Da können die hinsehen, die dabei waren, wenn dazu Geschichten gibt.

-Ich hörte von Menschen, die im Seva-Dienst Burn-outs entwickelt haben.

-Ich hörte von Sevakas, die nicht mehr zum Dienst kommen wollten und Depressionen entwickelt haben. (Diese zwei Punkte passieren natürlich überall, nur ist Yoga ja eigentlich ein Feld, in dem es viel um die Heilung von eben diesen Dingen geht und schon schade, dass es da auch so weit kommen muss.)

-Ich war 2021 in einer Benefits-Yogastunde, die von Sukadev live und per Zoom gegeben wurde. Wir waren 3! oder waren es 4? Menschen im Sivananda-Saal, an einem Tag, an dem viele Sevakas frei hatten, wie auch ich als Karmayogi. Gäste waren aufgrund der kürzlichen Wiedereröffnung nach Corona weniger als üblich im Haus. Ich fand es trotzdem damals sehr schade und verwunderlich, denn ich mag Sukadev. Also fragte ich mich „Wieso?“

Ich brauche nicht zu erwähnen, wie eure Arbeitszeiten sind. Aktuelle Studien und Entwicklungen zeigen, dass selbst eine 40-Stunden-Woche mit 5 Tagen für viele Menschen zu viel ist. (Ja, bei euch fällt das Einkaufen, Kochen und ein langer Arbeitsweg weg.)

Ich habe den Eindruck, dass viele Sevakas froh sind, wenn sie mal zur Ruhe kommen können, ganz für sich. Das ist sehr menschlich. Wir sind spirituelle Wesen, die eine menschliche Erfahrung machen zu denen verschiedene menschliche Grundbedürfnisse gehören. Und so gehören zu einer menschlichen Erfahrung wohl auch leider die Abhängigkeit von Ruhezeiten. Für die einen mehr, für die anderen weniger. Ich habe bei meinen Aufenthalten den Eindruck gewonnen, dass argumentiert wird, man müsse nur noch mehr tun, Pranayama etc., damit man komplett zum spirituellen Wesen transformiert und halt kaum mehr Pausen braucht. Das kann für einige (ich habe den Eindruck eher wenige) funktionieren und sich für andere wiederum, die da einfach noch nicht sind, als toxisch darstellen. Diese Menschen bringen eine andere Konstitution mit oder ein Teufelskreis in eine Abwärtsspirale beginnt, weil sie denken, nicht genug zu machen, zu wenig spirituell zu sein. So findet eine Trennung zur Gemeinschaft statt. Ich empfinde die Argumentation auch schon fast als ein perfides Mittel. So ähnlich wie die aktuelle Diskussion um die Lehrer, die jetzt mehr arbeiten sollen und dafür Yoga bekommen. Ah ja. Manchmal sind Burn-out-Symptome vielleicht auch bloß eine gesunde Reaktion auf ein ungesundes Umfeld?

Ich durfte auch u. a. in der Küche in Bad Meinberg Karmayoga-Erfahrungen machen. Es ging dort recht menschlich-materiell zu, weniger spirituell. Es bleibt körperliche Arbeit. Es bleibt die Arbeit mit den Mitmenschen umzugehen. Ich unternahm einmal den Versuch, die für mich eher stressreiche Großküchen-Energie zu überwinden und machte etwas langsamer: Es kam nicht so gut an. Ich habe viele Jahre u.a. in der Gastronomie gearbeitet, Burn-out inklusive. Ich hatte es zuvor viele Jahre sehr gut gemeistert, habe die Arbeit wirklich geliebt und mit Freude gemacht.

Es braucht nur eben alles Energie. Für andere mehr, für andere weniger. Sukadev braucht wenig Schlaf, andere Menschen brauchen mehr Schlaf. Diese menschliche Individualität wird wahrscheinlich auch noch längere Zeit so bleiben.

Was ich sagen möchte – als Wesen in einem Körper, dessen Nervensystem bereits einen Burn-out erfahren hat, war es mir leider nie möglich, Sevaka zu werden. Das fand ich sehr schade. Ich hätte es gern gemacht. Aber eure Arbeitszeiten empfinde ich persönlich, ehrlich gesagt, als weniger menschlich. Das ist der Grund, weshalb ich als Sevaka nie zu euch kam.

Vielleicht sind die zwei Frauen Spiegel dafür. Vielleicht haben sie sich ausgebeutet gefühlt.

-Ich habe auch erlebt, wie Sevakas aus Not heraus zu noch mehr Stunden gefragt werden (weil es zu wenig Sevakas gibt… Wieso gibt es zu wenige? Wieso melden sich nicht mehr Menschen für diese transformierende, befreiende Arbeit in einer so spirituellen Gemeinschaft, mit der geworben wird? Braucht es da nicht den Punkt, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen und nicht wo Yoga Vidya sie gerne hätte oder wo sie selbst gern wären?)

-Ich habe erlebt wie Sevakas, für die es möglich ist, Stunden selbstständig reduzieren. Ich habe erlebt, wie das zu Unmut bei den Menschen führt, denen das aufgrund des Tätigkeitsfeldes nicht möglich ist.

Wieso das alles, wenn man es doch attraktiver gestalten kann. Es muss vielleicht nicht gleich die 4-Tage-Woche sein. Aber ein Reduzieren der Stunden könnte dazu führen, dass wieder mehr Sevakas in die Häuser kommen und sich alle wohler und mehr gesehen fühlen – in ihrer Menschlichkeit. Es scheint der Klägerin auch nicht ums Geld gegangen zu sein, sondern sie spricht davon, dass sie keine Zeit mehr für sich und ihre Praxis hatte. In einem aktuellen Statement von Sukadev bei facebook schrieb er: „manche machen mehr Seva, manche weniger“. Wie wird das geregelt? Glück? Verlosungsverfahren? Stille Post? Karma? Oder wer die besten Fuchs-Eigenschaften hat, um möglichst gut durchzukommen?

Der Klägerin war es scheinbar nicht möglich, weniger Seva zu machen? Spielte der wirtschaftliche Druck eine größere Rolle? Da sind wir wieder auf der sehr menschlichen und weltlichen Ebene.

Offenkundig kommen viele von uns also um diese sehr menschliche Erfahrung nicht herum. Pranayama und Kundalini hin oder her. Vielleicht müssen viele auch schlicht lernen, hier auf der Erde als Mensch zu landen. Ich weiß, dass bei Yoga Vidya auch gelehrt wird, diese Erfahrung hier zu überwinden, um so zur Erleuchtung zu gelangen. Wie realistisch und angemessen das aber im Einzelfall ist, bleibt die Frage. Auch wie „erdend“ sich das auf Einzelne auswirkt. Im Vedanta spielt das natürlich weniger eine Rolle. Und welches Individuum auf seinem persönlichen Weg so weit ist… Super! Freut mich für jeden.

Und gleichzeitig sind wir alle hier, nicht wahr? In dieser körperlich-materiellen Erfahrung. Können noch nicht zaubern und die Materie überwinden. Müssen uns mit Urteilen des Bundesarbeitsgerichts auseinandersetzen, Essen kochen, Zähne putzen und vieles mehr.

Und geht’s darum, eine unattraktive Welt zu gestalten, die das Leid so groß werden lässt, dass wir sie überwinden wollen? Oder wohnt in uns eine SchöpferInnenkraft, um eine Welt zu gestalten, in der wir gern unsere menschliche Erfahrung machen, ohne an sie anzuhaften? Und wo ist dafür die Shiva-Kraft am Werk, um die Dinge, die nicht mehr dienen, zu zerstören? Jetzt gerade heute, in diesen Zeiten.

Die aktuellen Studien aus der Entwicklung in der Arbeitswelt zeigen, dass Menschen in einer 4-Tage-Woche produktiver sind. Weil gesünder und glücklicher. Simple Rechnung, die jeder versteht. Mir stellt sich die Frage, was die aktuellen Entwicklungen bei Yoga Vidya zeigen.

Zugegeben waren in meinen Überlegungen Sevaka zu werden, auch meine Fuchs-Eigenschaften aktiv. Eine 50-Prozent-Stelle in einem ruhigen Büro, wo man die Stunden nicht so genau nachvollziehen kann und dazu 50 Prozent unterrichten. „Bekomme ich schon hin“, dachte ich mir.

Aber abgesehen von der nagenden Energie des schlechten Gewissens: das in einem Feld, wo die großartige spirituelle Gemeinschaft gelobt wird, aber insgeheim dann jede/r schaut, wie er/sie am besten durchkommt. Und wo ich die Menschen beobachten muss, die weniger Fuchs sind. Die, die 42 Stunden in der Großküche stehen, um das Essen zuzubereiten, von dem auch ich esse? Das bekomme ich weniger gut hin und möchte ich auch gar nicht hinbekommen.

-Würde mein Herz unglücklich machen.

-Kreiert ein Feld von vergifteter Energie.

-Und denken wir noch einmal ans Karma und so… Auf Kosten der anderen.

Auch wenn es sicherlich die gibt, die aus gesunder Energie heraus 42 Stunden mit Gelassenheit, mit Stolz und in Freude das Essen für all die Yogis zubereiten. Chapeau an diese Menschen an dieser Stelle! Ihr seid für mich die Erleuchteten und „auf-der-Erde-Angekommenen“. Sukadev mit seiner Fähigkeit für weltliche Zahlen, so eine Geschichte wie Yoga Vidya auf die Erde zu bringen find ich aber auch bemerkenswert und so erleuchtet wie die leidenschaftlichen Küchen-Sevakas. 😉

Ich fand es schade, dass Yoga Vidya auf Dauer nicht das richtige Feld für mich gewesen wäre. Und das ist neben meinem Herzenswunsch, dass Yoga Vidya weiterleben kann, wohl auch eine Motivation dieses Briefes. Unverständnis, Angst und Wut, die auch immer mal vorbeischauen und die ich beobachten kann. Wut ist auch Lebenskraft. Und vielleicht unbewusst die Kraft, die mir die Energie und Zeit schenkt, um diese Zeilen am Feiertag zu schreiben. War die Klägerin auch wütend? Ich könnte es mir gut vorstellen.

Die nächsten Generationen diskutieren über „New Work“, 4-Tage-Wochen, Perioden-frei für Frauen, bessere Arbeitsbedingen im Allgemeinen. Eine alte Welt wird gerade zerstört. Etwas Neues beginnt. Ich wünsche, dass Yoga Vidya den Anschluss nicht verpasst. Veränderungen und Anpassungen waren fürs Überleben schon immer nötig. Ich weiß nicht, was das für euch bedeutet. Ich habe eine Sorge, dass Yoga Vidya so alt im Sinne von unattraktiv für die nächsten Generationen werden könnte, dass das Feld nicht weiterwachsen kann.

Alles ist der Leben-Tod-Leben-Natur unterworfen. Und alles in allem ein Wachsen. Vielleicht ist es bei Yoga Vidya an der Zeit, Strukturen neu zu überdenken und nicht mehr Dienliches sterben zu lassen, um dem Neuem Platz zu geben.

Am Anfang von Yoga Vidya war da sicherlich diese rein ideologische Energie etwas Neues zu kreieren. Man war einfach voller Tatkraft – so stelle ich es mir vor, wenn ich ein Projekt mit eng Verbündeten aufbauen würde. Da zählt man keine geleisteten Stunden pro Woche. Da geht es um etwas anderes. Und ich glaube, heute sind noch immer einige gute Seelen bei Yoga Vidya aktiv, die von Beginn an dabei waren und die diese hohe positive Energie bei Yoga Vidya aufrechterhalten und wovon Yoga Vidya noch immer zehren kann. Doch mit der Zeit könnte es weniger werden. An diesem Punkt dieser magischen Aufbruchsenergie ist Yoga Vidya schon länger nicht mehr. Aufgrund der immensen Größe von Yoga Vidya haben sich vollkommen andere Dynamiken gebildet, der gesunde und klare Strukturen gut tun könnten, um sich zu entwickeln.

Falls die 42 Stunden auch aus Indien kommen, sollten sie in Frage gestellt werden. Da herrschen ein vollkommen anderes Arbeitstempo und eine viel gelassenere Arbeitseinstellung als im Westen. Die östlichen kulturellen und spirituellen Rahmenbedingen 1:1 in den Westen zu übertragen, kann an manchen Stellen sinnfrei sein.

Ich hoffe und wünsche sehr, dass sich die Dinge für alle Beteiligten gut fügen werden.

Möge Yoga Vidya mit zufriedenen und glücklichen Wesen in allen Häusern und Centren gedeihen.

Om, Rebekka Martin

Als Idee, falls ihr wirklich Nachzahlungen leisten müsst, die euch in den Ruin stürzen würden: Bietet den zwei Frauen an, dass ihr eine Testphase machen werdet. (Vor allem für die härter arbeitenden Abteilungen, die für die elementaren Dinge wie Nahrung, Sauberkeit, Präsenz zuständig sind und die nicht für sich sorgen können im Sinne der Eigenständigkeit die Wochenstunden flexibel zu halten)

Eine Testphase mit beispielsweise einer 5-Tage-Woche und 30 Stunden und dafür ziehen die Frauen ihre Klage zurück. Schaut, was passiert. Falls der Ruin eintreten würde, wäre er ja anders auch eingetreten. Ich stelle mir vor, dass es eine komplett neue und frische Energie in die Häuser bringen würde. Mit mehr Freude, Leichtigkeit und Produktivität. Ladet Menschen dazu ein. Ich könnte mir vorstellen, dabei zu sein. Wir brauchen als Menschen mit Grundbedürfnissen alle eine Struktur mit genügend Arbeit und Sicherheit. Und gleichzeitig brauchen wir auch Freiheit und Selbstbestimmung. Alles eine Balance. Yin und Yang in der Einheit für eine gesunde Erde mit zufriedenen Menschen.

Und dann gehts vielleicht auch gar nicht mehr darum, dass man mal mehr im Dienst ist, wenn es gerade notwendig ist. Oder sogar gern mehr im Dienst ist, weil Energie übrig ist, die man gern auslebt und einbringt – in ein gesundes, vernetztes gemeinschaftliches Feld, das von allen getragen wirdohne dass Einzelne insgeheim versuchen müssen, gut durchzukommen.

Ich finde die Idee zumindest interessant. Vielleicht ließe sie sich umsetzen. Vielleicht kann sogar in den Kommentaren hier eine konstruktive Diskussion darüber entstehen.